Ist Christian ein Mörder?

Es ist ein ganz normaler Tag in der Kanzlei von Lenßen & Partner. Julia Brahms sitzt an ihrem Schreibtisch. Ingo Lenßen sitzt in seinem Büro. Katja Hansen und Sebastian Thiele sind mit einer Observation beschäftigt. Sandra Nitka sitzt in ihrem Büro an ihrem Schreibtisch und tippt den Bericht des letzten Falles. Nur von Christian Storm fehlt jede Spur. Er ist schon seit einer Stunde überfällig. Ingo geht in das Büro der Ermittler. „Ist Christian immer noch nicht da?“, fragt er Sandra. „Nein, keine Ahnung, wo der ist.“, entgegnet ihm Sandra. So verlässt der Anwalt wieder das Zimmer. Auf dem Gang wird er fast von Christian umgerannt. „Hast du heute schon auf die Uhr geschaut? Wo warst du denn?“, stellt ihn sein Chef zur Rede. „Tut mir Leid. Ich hab verschlafen und eben hat mich so’n verrückter fast über den Haufengerannt.“, rechtfertigt sich Christian. „Na ja, schon gut. Aber jetzt an die Arbeit“ „Geht klar Chef.“ Mit diesen Worten verschwindet Christian schon in seinem Büro. Ingo geht zu Julia an den Schreibtisch und fragt nach einer Akte, als die Tür auf geht. Eine jüngere Frau kommt herein. „Sind Sie Herr Lenßen?“, fragt sie hektisch. „Ja, er bin ich. Was kann ich für Sie tun?“, fragt er. „Ich wurde bestohlen!“ „Kommen Sie, lassen Sie uns in mein Büro gehen.“ Die beiden gehen in das Büro. „Also wie heißen Sie denn und was ist jetzt passiert?“, fragt Ingo. „Ich heiße Else Huber und wurde bestohlen. Vor ca. einer Stunde wollte ich meine Ersparnisse zur Bank bringen. Da wurde ich von einem Mann nach dem Weg gefragt und als ich ihm gerade den Weg erklären wollte, hat er mir mein Geld gestohlen. Ich hatte es in einem Umschlag in meiner Jackentasche. Es waren fast 1.000 Euro.“, erzählt die aufgebrachte Frau dem Anwalt. „Können Sie den Mann beschreiben?“ „Ich glaube nicht, aber ich würde ihn auf jeden Fall wieder erkennen.“ „Na gut, das wär’s fürs Erste. Ich werde dann auf Sie zurück kommen, wenn sich etwas Neues ergibt. Ich bring Sie noch nach draußen.“ Nun gehen Ingo und Frau Huber aus dem Büro. Dabei läuft ihnen Christian, der auf der Toilette war, über den Weg. Er grüßt die Frau und verschwindet dann wieder in seinem Büro. Die Frau starrt dem Ermittler hinterher. „Das ist er! Herr Lenßen, dieser Mann hat mich bestohlen.“, erklärt die Frau. „Sind Sie sich sicher?“ „Ganz sicher. Ich möchte jetzt sofort Anzeige erstatten.“ „Frau Huber, damit sollten Sie noch ein bisschen warten.“, entgegnet ihr der Anwalt. „Das sieht Ihnen recht. Jedem Verdacht nachgehen, nur wenn es der eigene Angestellte war, dann macht man nichts. Ich werde ihn jetzt sofort zur Rede stellen.“ Und schon steht Frau Huber mitten im Büro der Ermittler. „Können wir Ihnen irgendwie helfen?“, fragt Sandra freundlich. „Allerdings. Ihr sauberer Kollege hat mich vorhin bestohlen.“, fällt die Frau gleich mit der Tür ins Haus. „Was?“ Christian ist ganz perplex. “Sie brauchen gar nicht so unschuldig zu tun.“, redet die Frau weiter auf den Ermittler ein. „Das ist doch nur ein Missverständnis.“, schaltet sich jetzt Ingo ein. „Von wegen Missverständnis. Er hat mich bestohlen und hat mein Geld in seiner rechten Jackentasche.“, beharrt die Frau. „Dann schauen Sie doch nach. Hier.“ Christian gibt der Frau seine Jacke. Diese greift zielstrebig in die rechte Jackentasche und entnimmt daraus einen Umschlag. „Was hab ich gesagt?!“, sagt die Frau mit einem triumphierenden Lächeln. „Christian, was hat das zu bedeuten? Erklär mir das!“ „Ich hab keine Ahnung, wie der Umschlag in meine Tasche kommt. Echt nicht, Ingo. Ich hab den Umschlag noch nie gesehen.“, versucht sich Christian zu verteidigen. „Von wegen. Ich gehe jetzt sofort zur Polizei.“ „Aber Frau Huber...“, versucht sie Ingo noch zurückzuhalten, aber da ist sie schon aus der Tür draußen. Ingo schaut seinen Ermittler skeptisch an. „In fünf Minuten in meinem Büro!“, sagt er mit aussagekräftiger Stimme. Er bekommt von Christian nur ein Nicken zurück und verschwindet dann in sein Büro. „Was war das denn eben?“, fragt ihn seine Kollegin. Doch Christian reagiert gar nicht. Er ist mit seinen Gedanken immer noch bei der Frau und lässt die Szene, als sie das Geld aus seiner Jacke genommen hat, wie einen Film vor seinen Augen ablaufen. „Chris, hey Christian!“ Der Ermittler wird aus seinen Gedanken herausgerissen. “Hä, was ist?” „Was hatte das eben zu bedeuten?“, will Sandra von Christian wissen. „Das weiß ich doch auch nicht. Ich muss jetzt zu Ingo.“ Mit diesen Worten verlässt er das Büro und geht in das Büro von Ingo. „Kannst du mir vielleicht erklären, was diese Aktion sollte!“, stellt Ingo ihn zur Rede. „Ich hab damit nichts zu tun. Du glaubst doch nicht etwa...“ „Was soll ich denn sonst glauben. Die Frau hat das Geld in deiner Jackentasche gefunden!“ „Das glaub ich jetzt nicht. Wenn du mir nicht glaubst, dann muss ich mich eben selbst darum kümmern.“ Christian springt auf und rauscht aus dem Zimmer. „Christian, jetzt bleib doch hier.“, versucht Ingo ihn aufzuhalten. Doch dieser besorgt sich gerade bei Julia die Adresse von Frau Huber. Völlig aufgebracht fährt er zu der Adresse. Dort angekommen klingelt er und als die Frau die Tür öffnet, geht er einfach in die Wohnung der Frau. „Was wollen Sie denn hier?“, schreit die Frau. „Ich möchte wissen, warum Sie mich beschuldigt haben, Ihr Geld gestohlen zu haben!“ „Was wollen Sie eigentlich von mir. Sie haben mein Geld gestohlen, sonst wäre es wohl kaum in Ihrer Jackentasche gewesen.“, gibt die Frau zurück. „Ich werde noch herausfinden, wie das Geld in meine Tasche kam!“ Auf einmal geht die Frau auf Christian zu und kratzt ihn in den Unterarm. Da er natürlich körperlich überlegen ist, schubst er sie von sich weg und drückt sie an die Wand. Die Frau schreit um Hilfe und in diesem Moment geht die Tür auf. Zwei Polizisten kommen hereingestürmt. Sie wurden von einer Nachbarin wegen des Lärms benachrichtigt. „Lassen Sie die Frau los und nehmen Sie die Hände hoch!“, brüllt einer der Polizisten. Doch bevor Christian überhaupt reagieren kann, geht der zweite Polizist auf ihn zu und reist ihn von der Frau weg. „Los an die Wand und Hände hinter den Nacken!“, schreit der erste Polizist wieder. Während dieser Christian die Handschellen anlegt, kümmert sich der zweite Polizist um Frau Huber. Er führt Christian nach draußen und setzt ihn in das Polizeiauto. Als sich die Frau wieder beruhigt hat, fahren sie aufs Präsidium. Dort wird Christian vernommen. „Also Herr Storm, noch mal langsam zum mitschreiben, was haben Sie bei Frau Huber gemacht?“, fragt ihn der Polizist eindringlich. „Das hab ich Ihnen doch schon alles erzählt.“, antwortet Christian. „Frau Huber hat aber etwas anderes ausgesagt und ich und mein Kollege haben Sie auf frischer Tat ertappt. Jetzt reden Sie schon!“, fährt der Polizist den Ermittler an. „Wissen Sie was, Sie können mich...“, beginnt Christian. Doch als er begreift, was er da gerade sagen will, hält er mitten im Satz inne. „Was wollten Sie sagen?“, reagiert der Polizist sauer. „Ich will jetzt meinen Anwalt anrufen.“ „Das können Sie. Hier.“ Der Polizist reicht Christian ein Handy. Dieser nimmt das Handy und wählt die Nummer seines Chefs. „Lenßen.“, meldet sich Ingo. „Hey Ingo, ich bins. Es tut mir leid, wegen vorhin, aber jetzt brauch ich deine Hilfe.“ „Wo bist du?“, fragt der Anwalt. „Bei der Polizei.“ „Bitte wo?“, fragt Ingo entsetzt. „Was hast du jetzt wieder angestellt?“ „Komm einfach.“ „Aber wenn ich da bin, erwarte ich eine Erklärung von dir. Hast du mich verstanden?“ „Ja, aber bitte beeil dich.“ Ingo macht sich sofort auf den Weg zum Präsidium. Als er eintrifft und über den Fall informiert wurde, sagt er zu dem Polizisten: „Ich möchte mich kurz mit meinem Mandanten beraten.“ „Zehn Minuten.“, sagt der Polizist ein bisschen gereizt und verlässt dann das Zimmer. „Was ist passiert? Was hast du bei Frau Huber gemacht?“, fragt der Anwalt. „Gar nichts. Ich wollte sie nur zur Rede stellen und da ist sie plötzlich auf mich los und hat mich gekratzt. Ich wollte mich nur wehren und da war auch schon die Polizei da.“, erklärt der Ermittler. „Und was hast du schon ausgesagt?“ „Das was ich dir eben gesagt habe. Bitte, Ingo, du musst mir glauben.“, fleht Christian. „Das ist die Wahrheit.“ „Ich glaub dir ja.“, beruhigt ihn Ingo. „Am Besten ist es, wenn du jetzt gar nichts mehr sagst.“ „OK.“ Als die zehn Minuten vorbei sind, kommt der Polizist wieder herein. „Und, wie sieht es jetzt aus? Will Ihr Mandant jetzt endlich die Wahrheit sagen?“ „Mein Mandant hat bereits die Wahrheit gesagt. Es steht Aussage gegen Aussage. Mein Mandant wird ab jetzt die Aussage verweigern. Sie haben ja eh keine Beweise.“ „Und ob. Mein Kollege und ich, wir haben ihn doch dabei erwischt, wie er die Frau verprügeln wollte. Wir haben in gerade noch davon abgehalten.“ „Mein Mandant und ich würden jetzt gerne gehen.“ „Bitte, nur zu. Aber zu einer Anzeige wird es auf jeden Fall kommen.“, schreit der Polizist noch hinterher. „Dieser schmierige...“ „Christian!“ „Was denn, stimmt doch.“ „Komm jetzt. Wir fahren zur Kanzlei.“ „Könnte ich nicht vielleicht nach Hause gehen? Ich hab noch was zu erledigen.“ Was denn?“, will Ingo wissen. „Ich treff doch heute Abend diese Frau. Du weißt doch.“ „Na gut, aber bau bloß keinen Mist. Und sei morgen früh pünktlich.“ „Geht klar, Chef. Danke.“ So trennen sich ihre Wege. Christian fährt zu sich nach Hause und Ingo macht sich auf den Weg zur Kanzlei. Dort erwartet ihn schon Sandra. „Und, was war? Was ist passiert?“, fragt sie. „Christian hat Scheiße gebaut. Er wollte Frau Huber zur Rede stellen und jetzt hat er nicht nur eine Anzeige wegen Diebstahls, sondern auch noch wegen versuchter Körperverletzung am Hals.“, antwortet Ingo seiner Ermittlerin. „Kannst du denn da gar nichts machen?“ „Nein, ich fürchte nicht.“ „Und wo ist Christian jetzt?“ „Zu Hause. Er hat doch heute dieses Date.“ „Welches Date?“ Hat er dir denn nichts er...?“ „Nein, er hat mir nichts erzählt. „Von mir weißt du aber nichts. Verstanden?“ „Ja, klar.“ Am nächsten Tag ist Sandra schon im Büro, als Christian es betritt. „Und wie war’s gestern?“, fragt ihn seine Kollegin. Woher weißt du... Ingo! Das gibt’s doch gar nicht. “Er kann nichts dafür, es ist ihm herausgerutscht.“ „Ja, is klar und den Weihnachtsmann gibt es wirklich.“ Da geht auf einmal die Tür auf und Julia kommt herein. „Hey Christian, da sind zwei Polizisten und ein Kommissar. Sie wollen zu dir.“ „Und was wollen die von mir?“ Doch bevor sie antworten kann, kommt ein Mann zur Tür herein. „Geier, Kripo. Und was wir von Ihnen wollen, das sollten Sie selbst am Besten wissen. „Chris, was hat das zu bedeuten?“, fragt Sandra.  „Ich hab keine Ahnung.“ „Dann werden wir Ihrer Erinnerung auf dem Kommissariat ein bisschen auf die Sprünge helfen. Festnehmen!“ Die zwei Polizisten gehen auf Christian zu. Gegen diese beiden hat er überhaupt keine Chance. Sie legen ihm Handschellen an, mit den Armen auf dem Rücken. „Je mehr Sie sich wehren, umso schmerzhafter wird es für Sie.“, sagt der Kommissar ein bisschen schadenfroh. „Lassen Sie mich los. Ich hab überhaupt nichts gemacht.“, schreit Christian. Durch den Lärm wird jetzt auch Ingo aufmerksam und kommt in das Büro seiner Ermittler. „Was ist denn hier los? Was machen Sie hier? Lassen Sie sofort meinen Ermittler los!“ „Das werden wir sicher nicht. Ihr Mitarbeiter weiß ganz genau, warum wir hier sind und was wir von ihm wollen.“ „Was hat das zu bedeuten? Christian, erklär mir das.“, redet der Anwalt auf Christian ein. „Das kann ich nicht. Ich hab überhaupt keine Ahnung, was das soll. Ich hab gar nichts gemacht.“ „Sie kommen jetzt mit aufs Kommissariat.“, sagt der Kommissar. „Ingo, komm bitte mit.“, fleht der Ermittler. „Ich kann jetzt nicht. Ich hab in zehn Minuten einen wichtigen Termin, aber danach komme ich sofort vorbei.“, sagt Ingo. Christian wird von den beiden Polizisten abgeführt und ins Kommissariat gebracht. Dort wird er in einem Vernehmungszimmer vernommen. „Könnte ich jetzt einmal freundlicherweise erfahren, worum es hier überhaupt geht?!“, sagt der Ermittler sauer. „Jetzt tun Sie nicht so. Es geht um Mord.“ „Wie Mord?“ „Ja, Mord. Sie haben Frau Huber ermordet.“ „Was soll ich gemacht haben?“ „Jetzt reicht es dann aber. Sie haben doch ein Motiv.“ „Ach ja, und welches?“ „Sie haben die Frau zuerst bestohlen und als sie Sie angezeigt hat, wollten Sie sie verprügeln. Da kamen Ihnen aber zum Glück noch zwei Kollegen dazwischen. Und heute Abend haben Sie sie dann ermordet.“ „Das stimmt nicht!“, hält Christian dagegen. „Natürlich stimmt das. Wir haben Beweise.“ „Und welche?“, will Christian wissen. „Unter den Fingernägeln der Frau wurden Ihre Hautpartikel gefunden.“ „Das ist aber schon gestern Nachmittag passiert. Als ich sie zur Rede stellen wollte, hat sie mich gekratzt.“ „Und wenn schon. Es gibt noch einen anderen Beweis.“ „Und welchen?“ „Als Ermittler haben Sie doch eine Waffe, oder?“ „Natürlich.“ „Welches Model?“ „Walther P38, Kalieber 9 mm Parabellum.“ „Genau so eine Waffe ist die Tatwaffe.“ „Denken Sie, dass es dieses Model nur einmal gibt?“, fragt Christian. „Nein, natürlich nicht.“, antwortet der Kommissar. „Aber es wird nicht so viele Menschen geben, die die gleichen Fingerabdrücke haben, wie Sie. Auf der Tatwaffe sind Ihre Fingerabdrücke.“ „Was?“, fragt Christian ungläubig. „Ja, und das ist Tatsache.“ „Das kann aber gar nicht sein. Die Waffe ist nämlich im Handschuhfach in meinem Auto.“, erwidert der Ermittler. „Und wo steht Ihr Auto?“ „Vor der Kanzlei.“ „Gut. Dann werde ich gleich einen Kollegen vorbei schicken. Aber trotzdem sind Ihre Fingerabdrücke auf der Tatwaffe und somit ist der Fall erledigt.“, will der Kommissar die Vernehmung beenden. „Ich hab aber ein Alibi.“, wirft Christian ein. „Ich war mit Manuela Aubert zusammen.“ „Von wann bis wann?“ „Von 19:00 bis 22:00 Uhr und danach hab ich sie noch nach Hause gefahren.“ „Na gut, wenn das stimmt, sind Sie aus der Sache raus. Aber bis das überprüft wird, bleiben Sie bei uns.“ Ein Polizist legt Christian die Handschellen an und bringt ihn in eine Zelle. Es ist eine Doppelzelle, da es zur Zeit sehr viele Gefangene gibt. Dort angekommen, macht der Polizist die Handschellen ab und verlässt die Zelle wieder. Erst jetzt bemerkt Christian, dass er sich in einer Doppelzelle befindet. Auf einem der beiden Betten liegt ein alter Bekannter von ihm. Es ist Gustav Wagner. Vor einigen Monaten wurde dieser wegen Drogenschmuggels verurteilt. „Ach ne, der Schnüffler.“, wird Christian von ihm angesprochen. „Wagner?!“, fragt Christian ungläubig. „Ja, genau. So schnell sieht man sich wieder. Was hast du denn angestellt?“, fragt Wagner. „Nichts.“, antwortet Christian. „Das sagen sie alle. Freut mich übrigens, dich wieder zu sehen.“ „Mich nicht.“, sagt Christian sauer. „Na na, nicht so unhöflich. Sonst bekommst du noch die Abreibung, die du damals schon bekommen hättest sollen. Diesmal kann dir deine Kollegin nicht zur Seite stehen. Du musst ganz allein da durch.“, provoziert Wagner. „Lass mich doch einfach in Ruhe.“ Christian will sich auf das freie Bett setzen. Doch Wagner gefällt gar nicht, dass sich sein neuer Zellengenosse nicht auf die Provokationen von ihm einlässt. Er steht auf und klatscht Christian eine mitten ins Gesicht. Christian, der darauf nicht gefasst war, fällt zu Boden, steht aber sofort wieder auf. Seine Lippe ist bei dem Sturz aufgeplatzt. „Das tut mir jetzt aber echt leid. Das gibt bestimmt ein blaues Auge.“, sagt Wagner mit einem provokativen Ton. Und ehe sich der Ermittler versieht, fängt er sich schon wieder eine ein, mitten in den Bauch. „Was ist jetzt? Steh gefälligst auf und benimm dich wie ein Mann.“, schreit Wagner. Langsam will sich Christian aufrichten, doch als er noch auf Knien ist, bekommt er wieder eine mitten in den Bauch, aber diesmal mit dem Fuß. Ihm tut jeder Knochen einzeln weh. Deshalb bleibt Christian einfach am Boden liegen und schert sich nicht über die Worte seines Zellenmitbewohners. So begibt er sich auch nicht in Gefahr, noch mehr Prügel zu bekommen. Zur gleichen Zeit kommt Ingo im Kommissariat an. Er sucht Herrn Geier, der der zuständige Kommissar ist. Er begegnet ihm auf dem Gang. „Ah, Herr Lenßen, gut dass ich Sie treffe. Ich weiß nicht, ob Sie mit Ihrem Mandanten schon gesprochen haben, aber die Aussage, was seine Waffe angeht, wurde überprüft.“ „Und?“ „Er hat ja ausgesagt, dass die Waffe im Handschuhfach seines Autos sei. Aber da war sie nicht.“ „Vielleicht hat ja Frau Nitka die Waffe aus dem Auto genommen.“ „Hat sie nicht. Wir haben sie befragt. Und außerdem sind die Fingerabdrücke Ihres Mandanten auf der Tatwaffe. Und sein Alibi ist auch gelogen. Die Frau, mit der er sich angeblich getroffen hat, kennt ihn überhaupt nicht.“ „Ich möchte jetzt sofort zu Herrn Storm.“ „Das können Sie. Er ist in einer Doppelzelle mit Gustav Wagner.“ „Der Gustav Wagner, der vor drei Monaten verurteilt wurde?“ „Ja, warum?“ „Das will ich Ihnen sagen. Erst durch meine Ermittler ist es soweit gekommen, dass er überhaupt angeklagt und dann auch verurteilt wurde. Und wenn Frau Nitka damals, als sie Wagner gestellt haben, nicht sofort die Polizei gerufen hätte, würde Herr Storm wahrscheinlich jetzt immer im Krankenhaus liegen. Ich will jetzt sofort zu ihm.“ Der Kommissar führt Ingo zu der Zelle. Christian sitzt jetzt schon auf seinem Bett. Man sieht aber noch deutliche Spuren von der Auseinandersetzung mit seinem Zellengenossen. Der Kommissar öffnet die Zelle und Ingo geht hinein. „Jetzt kommt der auch noch.“; sagt Wagner. Ingo blickt sofort auf Christian und sieht, dass seine Lippe aufgeplatzt ist und dass das Auge angeschwollen ist. „Christian, was ist mit dir? Was haben Sie mit ihm gemacht?“, fragt der Anwalt. „Was kann ich dafür, wenn der Schnüffler gegen meine Hand rennt?“ „Komm, Christian. Und für Sie wird das noch ein Nachspiel haben.“ „Ich hab ja jetzt schon Angst.“, sagt Wagner in einem gespielt ängstlichen Ton. Der Kommissar bringt Christian und seinen Anwalt in einem Raum, in dem die beiden in Ruhe reden können. „Danke, dass du gekommen bist.“, bedankt sich Christian bei seinem Chef. „Das ist doch selbstverständlich. Aber du musst jetzt ehrlich zu mir sein. Hast du die Frau umgebracht?“ „Nein. Echt nicht. Ingo, du musst mir glauben.“ „Ja, ich glaub dir ja. Aber alles spricht gegen dich und dein Alibi ist auch geplatzt. Also, wo warst du wirklich?“, fragt Ingo. „Wie geplatzt? Ich war den ganzen Abend mit Manuela zusammen.“ „Sie hat aber gesagt, dass sie gar nicht wisse, wer du bist.“ „Was? Ich hab sie doch sogar noch nach Hause gebracht.“ „Und was ist mit deiner Waffe? Wo ist die?“ „Ja, da wo sie immer ist. Im Auto.“ „Da ist sie eben nicht.“ „Hat Sandra sie rausgenommen?“ „Nein.“ „Das kann doch gar nicht sein. Ingo, ich hab aber echt nichts gemacht.“ „Ich glaub dir ja.“ „Ingo, du musst mich da raus holen.“ „Ich fürchte, da kann ich gar nichts machen. Du stehst unter Mordverdacht!“ „Ich geh da aber nicht mehr zurück. Auf gar keinen Fall!“ Da geht plötzlich die Tür auf. Ein Polizist kommt herein. „Die Besuchszeit ist jetzt vorbei. Kommen Sie.“, sagt der Polizist. Er führt Christian am Arm heraus. Als sie gerade aus der Tür hinaus gehen, rempelt Christian den Polizisten an und reißt sich los. „Bleiben Sie stehen!“, schreit der Polizist. „Christian, was soll das? Komm zurück:“, schreit auch Ingo hinter ihm her. Doch Christian ist schon bei der Tür und rennt hinaus. Sofort wird eine Fahndung nach ihm rausgegeben. Ingo steht immer noch ungläubig mitten auf dem Gang. Er denkt die ganze Zeit: „Ist Christian doch ein Mörder? Nein! Aber warum ist er dann weggelaufen?“ Er ist immer noch in Gedanken, als der Kommissar Geier den Gang entlang kommt. „Was soll das? Sie können Ihren Mandanten doch nicht einfach so flüchten lassen!“, sagt der Kommissar aufgebracht. „Was hätte ich denn machen sollen?“ „Wissen Sie denn wenigstens, wo er hingegangen sein könnte?“ „Nein, ich hab keine Ahnung. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich habe noch einen wichtigen Termin.“ Ingo geht den Gang entlang. „Eigentlich hätte ich schon eine Idee, wo Christian hingegangen sein könnte. Aber ich kann ihn doch nicht verraten. Oder etwa doch? Nein!“ Auf dem Weg nach draußen nimmt der Anwalt sein Handy heraus und ruft Sandra an. Er erzählt ihr von dem Vorgefallenem und schickt sie zum Haus von Manuela Aubert. Was Ingo aber nicht bemerkt, ist, dass der Kommissar ihn die ganze Zeit belauscht. Dieser schickt sofort einen Streifenwagen zu der Adresse der Frau. Ingo hatte recht. Währenddessen ist Christian schon vor dem Haus der Frau und klingelt. Manuela Aubert öffnet die Tür. „Ja?“ „Sag mal, kannst du mir vielleicht sagen, was der ganze Scheiß soll?“ „Was meinst du?“ „Jetzt tu nicht so. Ich meine natürlich, dass du bei der Polizei gelogen hast.“ „Wie gelogen?“ „Jetzt reicht´s mir dann aber...“ Doch weiter kommt Christian gar nicht mehr, denn der Streifenwagen fährt jetzt schon vor. Die Polizisten gehen sofort auf die beiden zu und legen Christian Handschellen an. „Ist bei Ihnen alles in Ordnung?“, fragt einer der Polizisten. „“Ja, geht schon.“, antwortet die Frau. „Was wollte der Mann von Ihnen?“ „Ich weiß nicht. er hat gesagt, dass ich meine Aussage revidieren soll. Dabei kenne ich diesen Mann gar nicht.“ „Aber...“ „Kommen Sie, wir bringen Sie zurück in Ihre Zelle.“ „Nein! Überall hin, nur da nicht!“, schreit Christian. In diesem Moment fährt auch Sandra vor und steigt aus dem Auto. „Was ist denn hier los?“ „Sandra? Was machst du denn hier?“ „Ingo hat mich hergeschickt.“ „Kommen Sie. Los. Wir fahren.“ „Sandra, du musst mir helfen!“ Doch Christian wird ins Auto gesetzt und ins Kommissariat gebracht. Dort trifft er auf Ingo. „Christian, was hast du dir nur dabei gedacht?“ „Ingo, ich...“ „Das können Sie morgen ausdiskutieren. Wir bringen Sie jetzt wieder in Ihre Zelle.” Kurze Zeit später kommen sie bei seiner Zelle an. Dort wird er auch schon von Wagner begrüßt. „Da bist du ja wieder. Warst aber lange weg. Ich hoffe, du hast dich gut erholt.“ „Lass mich doch einfach in Ruhe.“ „Na na, nicht so unfreundlich, sonst mach ich da weiter, wo ich vorhin aufgehört habe.“ Christian will nur seine Ruhe haben und lässt ihn einfach reden. Er legt sich in sein Bett und vergräbt sein Gesicht hinter seinen Händen. „Man, das kann doch nicht sein.“, redet er vor sich hin. „Das is jetzt nicht wahr, oder? Ich wusste gar nicht, dass du so ein Jammerlappen bist. Sonst einen auf dicke Hose machen und wenn’s mal drauf ankommt, dann jammert man wie ein kleines Kind.“ Am nächsten Morgen im Büro erfährt Ingo von dem zuständigen Staatsanwalt, Sewarion Kirkitadse, dass der Termin beim Haftrichter schon feststeht. Er soll so gegen Mittag sein. Plötzlich kommt Sandra ganz aufgebracht ins Büro gestürmt. Sie hat die Tageszeitung dabei. „Hast du heute schon die Zeitung gelesen? Das ist ja eine Sauerei!“ „Nein, was denn?“ „Moment.“ Sandra zeigt Ingo den Artikel und liest vor.

 

 

ERMITTLER UNTER MORDVERDACHT

 

Am Montagabend wurde eine Frau ermordet aufgefunden. Unter Verdacht steht der ehemals anerkannte Detektiv Christian S. Das Opfer Else H. wurde an besagtem Tag von eben diesem Mann bestohlen. Als die Anzeige erstattete, wollte sich Christian S. dafür rächen. Schon am Nachmittag suchte er die Frau auf. Eine Straftat konnte gerade noch verhindert werden, da ein Nachbar wegen des Lärms die Polizei rief. Doch am Abend suchte Christian S. die Frau erneut auf. Er drang in ihr Haus ein und erschoss die Frau mit seiner Waffe. Die Tat has sich gegen 22:00 Uhr zugetragen. Heute wird Christian S. vor den Haftrichter geführt.

 

Die Kriminalpolizei bittet um Ihre Mithilfe. Sollte Ihnen zu besagter Zeit etwas merkwürdiges in der *****straße aufgefallen sein, können Sie sich in jeder Polizeistelle melden.

 

Wir werden weiter über den Fall berichten und Sie auf dem Laufenden halten.

 

 

„Das kann doch nicht war sein.“ Ingo ist außer sich. „Kannst du denn da gar nichts machen?“, fragt ihn Sandra. „Nein, ich fürchte nicht. Ich muss jetzt aber auch los. Ich muss zu Christian. In einer Stunde ist der Termin beim Richter.“ Mit diesen Worten verlässt der Anwalt sein Büro und seine Kanzlei. Zur gleichen Zeit bei Christian in der Zelle. Wagner sitzt auf seinem Bett und liest Zeitung, während Christian sich für den Termin fertig macht. „Hey, hast du heute schon die Zeitung gelesen? Bist ja ne echte Berühmtheit.“ „Was is?“, fragt Christian genervt. Wagner ließt den Artikel vor. Schon nach den ersten paar Sätzen springt Christian auf und reißt Wagner die Zeitung aus der Hand. „Hey, was soll das?!“ Doch Christian liest eifrig den Bericht durch. „Das kann doch nicht war sein! Welcher Arsch war das?“ „Was regst du dich denn so auf?“ „Lass mir bloß meine Ruhe.“, schreit Christian. Plötzlich geht die Zellentür auf. Ein Polizist kommt herein. „Was ist denn hier los? Was schreien Sie hier so rum? Los kommen Sie. Hände nach vorn, nicht dass Sie wieder auf die Idee kommen zu fliehen.“ Der Polizist legt Christian Handschellen an und bringt ihn vor das Zimmer des Richters. Dort warten schon Ingo und der Staatsanwalt. „Herr Kirkitadse, vertreten Sie die Anklage?“ „Ja. Lassen Sie uns zum Richter gehen.“ Der Staatsanwalt klopft an die Tür. Die Stimme, die ein „herein“ lauten lässt, kommt Christian bekannt vor. Es ist die Stimme von Alexander Hold. Die drei betreten das Zimmer. Als sich alle gesetzt haben, legt der Staatsanwalt auch schon los. „Hiermit beantrage ich wegen Mordes einen Haftbefehl gegen Herrn Storm.“ „Was für Beweise haben Sie?“, fragt der Richter. „Die Frau hatte seine Hautpartikel unter ihren Fingernägeln und außerdem wurde sei mit der Waffe von Herrn Storm getötet. Es waren nur seine Fingerabdrücke darauf Und er hat kein Alibi.“ „Natürlich hab ich ein...“, will Christian protestieren, aber Ingo hält ihn zurück. „Sonst noch Beweise?“, fragt der Richter. „Ja. Heute früh hab ich einen Anruf von einem Mann bekommen. Er hat Herrn Storm und seinen Wagen zur Tatzeit vor dem Haus von Frau Huber gesehen. Er ist mit seinem Hund spazieren gegangen und hat plötzlich einen Schuss gehört. Danach ist Herr Storm aus dem Haus gerannt, ins Auto gestiegen und davongefahren.“ „Was haben Sie dazu zu sagen?“, fragt der Richter Christian. „Das ist überhaupt nicht wahr. Ich war nicht bei Frau Huber. Ich war zur Tatzeit mit Manuela Aubert zusammen.“, versucht Christian zu erklären, aber der Staatsanwalt legt gleich noch einen drauf. „Die Frau kennt Sie überhaupt nicht. Und jetzt hör ich mir Ihre Lügen nicht mehr länger an.“ „Tja, dann tut es mir sehr Leid, Herr Storm. Aber ich muss mich an die Beweise und Fakten halten. Herr Staatsanwalt, Sie bekommen Ihren Haftbefehl. Und die Verhandlung findet dann in drei Wochen statt.“ Der Richter unterschreibt den Haftbefehl und durch ein eindringliches Gespräch mit Ingo, beantragt er, Christian in eine Einzelzelle zu verlegen. Die restlichen Ermittler arbeiten in den kommenden drei Wochen auf Hochtouren und spezialisieren sich nur auf einen Fall, nämlich die Unschuld von Christian zu beweisen. Jedoch ohne Erfolg und der Gerichtstermin steht schon vor der Tür. Der Termin findet um 10:00 Uhr statt. Gegen 9:30 wird Christian, der die ganze Nacht nicht geschlafen hat, von einem Polizisten aus seiner Zelle geholt und vor den Gerichtssaal gebracht. Dort wartet schon Ingo. Dieser sieht seinem Ermittler auch an, dass er fast nicht geschlafen hat. Die beiden betreten den Saal und kurz darauf kommt auch schon der Staatsanwalt herein. Als es nun endlich 10:00 Uhr ist, betritt der Richter Alexander Hold und zwei weitere Richterinnen den Saal. „Auf ein Zeichen des Richters setzt sich Christian auf den Stuhl in der Mitte. Also, Herr Storm, Ihr Vornahme ist Christian, Sie sind (13.03.1971) 36 Jahre alt. Sie sind ledig und von Beruf sind Sie Detektiv. Stimmt das?“, fragt der Richter. „Ja, das stimmt.“ Herr Staatsanwalt, die Anklage bitte. Hohes Schwurgericht, die Staatsanwaltschaft legt dem Angeklagten aufgrund unserer Ermittlungen folgenden Sachverhalt zur Last: Um einer Anzeige wegen Diebstahls und versuchter Körperverletzung zu entkommen, beschloss der Angeklagte Frau Huber zu töten. Der Angeklagte hatte am Morgen des Tattages das Opfer um ca. 1.000 Euro bestohlen. Um von einer Anzeige wegzukommen, suchte der Angeklagte die Frau am Nachmittag auf und wollte sie ermorden. Nur durch den schnellen Eingriff der Polizei, die von einem Nachbarn gerufen wurde, erlitt die Frau keinen Schaden. Doch am Abend suchte er die Frau erneut auf und vollendete seine Tat. Er hat sie kaltblütig mit seiner Waffe erschossen. Der Angeklagte wird deshalb des Mordes beschuldigt. „Sie haben die Anklage jetzt gehört und wissen, was Ihnen vorgeworfen wird. Wollen Sie sich dazu äußern?“, fragt der Richter. „Nein.“ „Aber Christian, wir haben das doch besprochen.“, redet Ingo auf Christian ein. „Die glauben mir ja eh nicht.“ „Es ist Ihr gutes Recht zu schweigen. Dann setzen Sie sich zu Ihrem Verteidiger und wir treten in die Beweisaufnahme ein. Walter Rausch bitte. Walter Rausch kommt herein und setzt ich auf den Stuhl in der Mitte. Der Mann kommt Christian irgendwie bekannt vor. Er kennt ihn irgendwo her, aber er weiß nicht woher. „Herr Rausch, Sie sollen jetzt als Zeuge vernommen werden, deshalb müssen Sie die Wahrheit sagen. Ihr Vorname ist Walter, Sie sind 38 Jahre alt, von Beruf Maler und Sie sind mit dem Angeklagten weder verwandt noch verschwägert.“ „Ja, das ist richtig.“ Plötzlich fällt es Christian wie Schuppen von den Augen. Er weiß wieder, woher er den Mann kennt. Er flüstert zu Ingo: „Hey Ingo, das ist der Mann, der mich am Tattag vor der Kanzlei fast über den Haufen gerannt hätte.“ „Berichten Sie uns bitte, was Die am Tatabend gesehen haben.“, fährt der Richter fort. „An besagtem Abend bin ich, so wie jeden Abend mit meinem Hund Gassi gegangen. Als ich dann an dem Haus des Opfers vorbei ging, stand ein Auto vor ihrem Haus. Das kam mir schon ein bisschen seltsam vor, weil dort sonst noch nie ein Auto gestanden hat. Und plötzlich hörte ich einen Knall. Ich überlegte noch, wo der hergekommen sein könnte, als die Haustür aufsprang und dieser Mann herauskam. Er sprang in sein Auto und düste in einem Affenzahn davon. Und als ich dann in der Zeitung den Artikel über den Mord gelesen habe, bin ich natürlich sofort zur Polizei.“ „Und warum sind Sie nicht sofort zur Polizei gegangen?“, fragt Ingo. „Also das ist doch wirklich nicht maßgebend.“, wirft der Staatsanwalt ein. „Mich würde das aber schon interessieren.“ „Na ja, ich war mir nicht sicher, was ich machen sollte und da...“ Plötzlich wird der Mann durch das Klingeln eines Handys unterbrochen. Es ist das Handy von Ingo. Er nimmt es aus der Tasche und sieht auf dem Display den Namen “Sandra Nitka“ aufleuchten. „Herr Verteidiger...“, der Richter wirft Ingo einen säuerlichen Blick zu. „Herr Vorsitzender, bitte. Es könnte die laufende Verhandlung betreffen.“ „Na gut, dann gehen Sie ran. Aber machen Sie’s kurz.“ Ingo geht ans Handy und redet mit Sandra. „Was gibt’s?“ Ich bin mitten in der Hauptverhandlung.– „Das ist ja super. Schau, dass du es so schnell wie möglich herbringen kannst.“ „Herr Vorsitzender, ich habe jetzt neue Erkenntnisse gewonnen und möchte noch eine weitere Zeugin beantragen.“ „Was soll denn das jetzt noch bringen?“, redet der Staatsanwalt auf Ingo ein. „Das werden Sie schon noch sehen. Ich beantrage Manuela Aubert als Zeugin zu hören.“ „Das hatten wir doch schon mal.“, mischt sich der Staatsanwalt wieder ein. „Warten Sie’s ab.“ „Na gut, dann unterbreche ich die Hauptverhandlung so lange, bis die Zeugin Aubert anwesend ist.“, sagt der Richter. „Was soll das? Wer war das am Handy?“, will Christian von seinem Chef wissen. „Das war Sandra, du bist geblitzt worden, am Tatabend. Jetzt hast du ein richtiges Alibi und du bist raus aus der Sache.“ Eine Stunde später geht die Verhandlung weiter. „Frau Aubert, Sie sollen hier als Zeugin vernommen werden. Sie wissen, dass Sie die Wahrheit sagen müssen?!“ Die Frau nickt. „Gut. Ihr Vornahme ist Manuela. Sie sind 34 Jahre alt. Von Beruf sind Sie Arzthelferin und Sie sind weder verwandt noch verschwägert mit dem Angeklagten.“ „Nein, ich kenne den Mann gar nicht.“ „Sie kennen den Mann nicht?“, fragt Ingo. „Nein.“ Wie kann es dann sein, dass sie am Tatabend mit ihm mit dem Auto gefahren sind?“ „Ich weiß gar nicht, wovon Sie sprechen.“ „Wirklich nicht?“ „Nein, hab ich doch gesagt.“ „Jetzt machen Sie es doch nicht so spannend, Herr Verteidiger.“, wirft der Richter ein. „Na gut, vorhin hat meine Ermittlerin angerufen. Als meine Sekretärin heute morgen die Post öffnete, fiel ihr ein Bußgeldbescheid auf.“ „Und was hat das jetzt mit dem Fall zu tun, dass Sie oder einer Ihrer Ermittler zu schnell gefahren ist?“, will der Staatsanwalt wissen. „Das will ich Ihnen sagen. Der Ermittler, der zu schnell gefahren ist, war Herr Storm. Und das genau am Tatabend. Er wurde um 22:10 Uhr ca. 30 km vom Tatort entfernt geblitzt. Er hätte es also nie geschafft vor 22:30 Uhr beim Opfer zu sein.“ „Kann man dieses Bild auch sehen?“, fragt der Staatsanwalt misstrauisch. „Natürlich. Hier.“ Der Rechtsanwalt steht auf und zeigt das Bild dem Staatsanwalt. Danach übergibt er es dem Richter. „Vielleicht können Sie jetzt auch verstehen, warum ich Frau Aubert als Zeugin hören wollte. Sie können es sich bestimmt denken, aber ich sag es Ihnen lieber noch einmal. Sie sind auch auf dem Bild. Also, warum haben Sie gelogen?“ „Ich weiße Sie darauf hin, dass Sie nichts sagen müssen, was Sie selbst belastet. Aber jetzt raus mit der Sprache.“, sagt der Richter. „Ich... Also...“ „Jetzt sag schon.“, redet Christian auf die Frau ein. „Also Walter...“ „Walter Rausch, kennen Sie sich?“ „Ja, wir sind ein Paar.“ „Was? Ich kenne die Frau gar nicht. Ich weiß gar nicht, was die überhaupt von mir will!“, brüllt Walter Rausch. „Jetzt reicht’s mir. Du hast mich nur benutzt. Also Walter wollte, dass ich mich mit Christian treffe. Ich sollte für die Zeit, in der er den Mord begeht, dafür sorgen, dass Christian kein Alibi hat. Walter hat die Frau ermordet!“ „Und was ist mit dem Diebstahl?“, fragt der Staatsanwalt. „Das war ein abgekartetes Spiel. Walter hat der Frau 1.000 € versprochen, wenn sie Herrn Storm des Diebstahls beschuldigen würde.“ „Und wie kam Ihr Freund an die Waffe von Herrn Storm?“, fragt der Staatsanwalt weiter. „Ich war an dem Tatabend bei Christian und als er auf der Toilette war, hab ich Walter seinen Autoschlüssel durch’s Fenster gegeben. Er wusste, dass in dem Handschuhfach des Autos eine Waffe liegt.“ „Und, was sagen Sie dazu? Ich muss Sie aber darauf hinweißen, dass Sie nichts sagen müssen, womit Sie sich selbst belasten.“, wendet sich der Richter an Walter Rausch. „Erst hat er sich an meine Schwester rangemacht und dann links liegen gelassen. Sie leidet immer noch daran und will ihn zurück. Und jetzt sag ich ohne meinen Anwalt nichts mehr.“ „Den werden Sie auch brauchen.“, sagt der Staatsanwalt. „Jetzt steht nur noch die Körperverletzung im Raum.“, sagt der Richter. „Ich wollte die Frau wirklich nur zur rede stellen. Sie müssen mir glauben!“ „Na gut. Noch Fragen oder Anträge?“ – „Gut dann schließe ich die Beweissaufnahme. Herr Staatsanwalt Ihr Plädoyer bitte.“ „Herr Vorsitzender, Herr Verteidiger, Herr Storm. Es tut mir Leid, dass ich Sie zu Unrecht verdächtigt habe, aber Sie müssen verstehen, dass ich allen Beweisen nachgehen muss. Und wenn Frau Aubert bei der Polizei nicht gelogen hätte, wäre es so weit wahrscheinlich nie gekommen. Ich kündige jetzt schon an, dass ich Sie beide im Anschluss festnehmen lasse. Herr Storm, ich kann mich nur nochmals entschuldigen. Ich beantrage Freispruch und eine Entschädigung für die Haft.“ „Danke Herr Staatsanwalt, Herr Verteidiger bitte.“ „Herr Vorsitzender, Herr Staatsanwalt. Was eine kleine Lüge bei der Polizei alles für Auswirkungen haben kann.? Das haben wir ja nun gesehen. Ich kann nur sagen, dass mein Mandant zu Unrecht für lange Zeit in U-Haft saß. Ich beantrage Freispruch und eine Haftentschädigung. Danke.“ „Danke Herr Verteidiger. Herr Storm, Sie haben nun das letzte Wort.“ „Ich möchte eigentlich nur sagen, dass ich froh bin, dass die Wahrheit endlich ans Licht gekommen ist. Und Herr Staatsanwalt, ich nehme Ihre Entschuldigung natürlich an.“ „Danke. Nach einer kurzen Unterbrechung werde ich das Urteil verkünden.“ Der Richter und seine zwei Kolleginnen verlassen den Sitzungssaal. Nach fünf Minuten kommen Sie wieder zurück. „Im Namen des Volkes verkünde ich folgendes Urteil: Der Angeklagte wird freigesprochen. Seine nötigen Ausgaben trägt die Staatskasse und er ist für die Dauer der Haft zu entschädigen. Es tut mir auch sehr Leid, dass Sie diese Zeit im Gefängnis verbringen haben müssen. Und dies nur Aufgrund einer Falschaussage, wie das der Herr Verteidiger vorhin schon angedeutet hat. Für Sie Frau Aubert und Herr Walter wird das noch Folgen haben, aber Sie Herr Storm werden zu Recht freigesprochen. Die Verhandlung ist geschlossen.“ „Herr Rausch, Frau Aubert, Sie sind festgenommen. Nehmen Sie sie fest.“, sagt der Staatsanwalt zu dem Polizist hinter Christian. Der Polizist geht in Richtung Walter Rausch. Doch dieser zieht blitzschnell ein Messer und bewegt sich in Richtung Christian. Er hält ihm das Messer an den Hals und zieht ihn mit sich in die Mitte des Saales. „Geben Sie mir Ihre Waffe. Und die Handschellen! Der Polizist wirft einen Blick in Richtung Staatsanwalt. Auf sein Nicken gibt der Polizist seine Waffe und die Handschellen Walter Rausch. Dieser hält jetzt die Waffe an Christians Kopf und zieht ihn mit aus dem Gerichtssaal. Obwohl der Staatsanwalt sofort alle Ausgänge versperren lässt, kann der Mann mit seiner Geisel entkommen. Der Entführer bringt Christian in ein abgelegenes Haus am Waldrand. Dort fesselt er Christian mit den Handschellen an ein Heizungsrohr. Danach nimmt er sein Handy und wählt eine Nummer. „Hey Schwesterchen, hast du Zeit?“ - „Dann komm in das Haus am Waldrand, das wir geerbt haben. Ich hab dort eine Überraschung für dich.“ „Was haben Sie vor?“, will Christian von seinem Entführer wissen. „Das wirst du schon noch erfahren.“ In der Zwischenzeit ist Ingo in die Kanzlei gefahren. Er berichtet Sandra über die Vorkommnisse bei Gericht. „Was machen wir jetzt? Wer weiß, was der mit Chris anstellt!“, sagt Sandra besorgt. „Wir können nichts machen. Dafür ist die Polizei zuständig.“ „Aber irgendetwas müssen wir doch machen können!“ „Das fällt mir gerade was ein. Als herauskam, dass die Tat nur inszeniert war, sagte Rausch, dass Christian es verdient hätte. Christian war mal mit seiner Schwester zusammen. Und als er sie verlassen hat, has sie das nicht verkraftet. Du könntest dich mal über die Schwester schlau machen.“ „OK. Wird sofort erledigt.“ Mittlerweile kommt gerade Sabine Rausch, die Schwester von Walter Rausch, vor dem Haus an. Walter geht nach draußen, um seine Schwester zu begrüßen. „Ich hab eine Überraschung für dich. Ich weiß doch, dass du immer noch an Christian hängst. Ich hab ihn für dich hergebracht. Los komm mit rein.“ Die beiden gehen in das Zimmer, in dem Christian gefesselt ist. „Hier. Ich bring ihn dir noch schnell ins Schlafzimmer und dann kannst du mit ihm machen, was du willst.“ Er befördert Christian ins Schlafzimmer und macht beide Hände an den Gitterstäben des Bettes fest. „Ich muss noch mal weg. Und, viel Vergnügen.“ Mit diesen Worten verlässt er das Haus. Sabine wendet sich an Christian. „Warum hast du mich damals verlassen? Warum?“ „Es war einfach aus. Und jetzt begreif endlich, es ist aus zwischen uns!“ „Das werden wir noch sehen. Vielleicht sollten wir zusammen ein bisschen Spaß haben, damit du deine Meinung änderst.“ „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?!“ „oh doch, mein voller Ernst sogar.“ Langsam geht sie in Richtung Bett und macht sich an Christians Hose zu schaffen. „Hey, Sabine. Komm las den Scheiß.“ Doch als diese nicht auf ihn hört und weiter macht, beginnt Christian sich mit seinen Beinen zu wehren. Nach einiger Zeit merkt Sabine, dass es so keinen Sinn hat. Sie steht auf, geht zu ihrer Tasche und holt Schlaftabletten heraus. Diese muss Christian jetzt schlucken. In der Kanzlei. „Hast du schon was rausgefunden?“, fragt Ingo seine Ermittlerin. „Ja. Wegen der Trennung war sie in Therapie, die sie aber abgebrochen hat.“ „Das bringt uns jetzt nicht viel weiter. Wir müssen wissen, wo Rausch Christian hingebracht hat!“ „Ich hab noch was. Also, Walter und Sabine Rausch haben am Waldrand ein kleines Häuschen geerbt.“ „Das könnte eine erste Spur sein. Komm lass uns fahren.“ „Und was ist mit der Polizei?“ „Die benachrichtigen wir, wenn wir wissen, wo Christian ist.“ So machen sich die Beiden auf den Weg zu dem leerstehenden Haus. Dort angekommen steigen sie aus dem Auto und gehen langsam auf das Haus zu. Durch die Schlaftabletten ist Christian mittlerweile eingeschlafen. Er liegt, bekleidet mit Unterwäsche, auf dem Bett. Und Sabine auf ihm. Dieses Bild zeigt sich Ingo und Sandra, als sie das Zimmer betreten. Beide gehen auf das Bett zu. Sandra reißt Sabine von ihrem Kollegen weg und bringt sie nach draußen. Dort ruft sie dann auch die Polizei. Ingo kümmert sich um Christian. „Christian, hey Christian! Was ist los mit dir?” Ingo rüttelt an Christian, wodurch er dann auch aufwacht. „Ingo?“ „Christian, was ist passiert?“ Christian erzählt Ingo, was seit seiner Entführung aus dem Gerichtssaal passiert ist. Danach gehen die beiden nach draußen. Dort kommt auch gerade die Polizei an. Sabine wird von den Polizisten abgeführt. Plötzlich sehen die Polizisten einen Mann fliehen. Es ist Walter Rausch. Sie verfolgen ihn und können ihn dann auch nach kurzer Zeit festnehmen.

 

ENDE

 






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